Belastungsinkontinenz

Früher nannte man sie auch Stressinkontinenz, was oft zu Verwirrung führte, weil natürlich in stressigen Situationen ein Harndrang auftreten kann, was aber nicht gemeint ist. Tatsächlich geht es um einen belastungsabhängigen Urinverlust. Das heißt, man verliert Urin beim Husten, Niesen, Lachen, Hüpfen, Heben von Lasten, beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen. Je nachdem, wann der Verlust auftritt, wird die Belastungsinkontinenz in Grade eingeteilt, von leicht (I.°) bis schwer (III.-IV.°).

Wie kommt es dazu?

Die Theorien hierzu sind mannigfaltig, von einfach bis kompliziert. Hier die drei wichtigsten:

Drucktransmissionstheorie

Sie ist die sicher am weitesten verbreitete Theorie und auf den ersten Blick sehr plausibel:

Der Blasenhals liegt normalerweise oberhalb des Beckenboden(muskels). Der Druck im Bauchraum wirkt auf die Blase, aber auch auf den im gleichen Druckraum liegenden Blasenhals (=Blasenverschluss), damit ist die Blase bei Druck dicht. Bei Inkontinenz hat der Blasenhals diese Druckzone verlassen, ist unter den Beckenboden abgesenkt und bekommt so keinen Verschlussdruck mehr ab, wenn der Druck im Bauchraum steigt. Man verliert Urin.

Hängemattentheorie nach DeLancey

Er macht die Qualität der unter der Harnröhre gelegenen Gewebe (Bindegewebe und Scheide) und ihre Fixierung verantwortlich und vergleicht es mit der Bodenqualität unterhalb eines Gartenschlauches, der durch einen Fußdruck nur dann gut abgedichtet werden kann, wenn der Untergrund stabil ist. Ist er morastig, sinkt der Schlauch ein und der Effekt des Druckes durch den Fuß deutlich gemindert.

 Integraltheorie (Petros/Ulmsten)

Die jüngste und komplexeste Theorie ist die, die mit der Einführung der TVT-Operation Ende der 90-er Jahre in das Bewusstsein der Uro(gynäko-) logen rückte. Ein komplexes  Zusammenspiel von Bindegewebe, Scheide, Harnröhre und vor allem den unterschiedlichen Anteilen der Beckenbodenmuskulatur sind für Öffnung und Verschluss der Blase und damit für die Kontinenz verantwortlich, dabei ist die Lage des Blasenhalses nicht ganz so bedeutsam, wie in der Drucktransmissionstheorie angenommen.

 


Aus der Funktionsstörung leitet sich auch das Behandlungskonzept ab:

1.) Stabilisierung der Scheide: hierbei finden Pessare eine Anwendung, aber gleichzeitig auch

2.) Aufbau und Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur: EEMA, konventionelle Elektro- und Physiotherapie

3.) Optimierung der Scheidenhautsituation (ausreichende Estriolwirkung?)

4.) ggf. operative Behandlung (TVT, TOT, Kolposuspension [Burch/Cowan], Remeex-Implantation)

Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.