Tibialis-posterior-Stimulation

Der Sympathikus ist ein Teil des vegetativen Nervensystems. Im Beckenbodensystem ist er u. a. verantwortlich dafür, dass sich der M. detrusor vesicae (der Blasenmuskel) entspannt (hemmende Wirkung) und dass sich die (inneren) Schließmuskeln  zusammenziehen (kontrahieren). Das ist für Füllung der Blase und  das Halten des Urins wichtig.

Der Parasympathikus ist sein Gegenspieler. Er veranlasst den Blasenmuskel zur Kontraktion und den inneren Schließmuskel dazu, sich zu entspannen, so dass das Wasserlassen möglich wird.

Der Nervus tibialis posterior ist zwar nicht für die Innervation von Blase, Schließmuskel und Darm verantwortlich, entspringt aber den selben sakralen Segmenten am Rückenmark. Im Bereich des Unterschenkels liegt er oberflächlich unter der Haut  am Innenknöchel, entlang des Schienbeins bis er sich am Oberschenkel dem Ischiasnerv anschließt. Dieser entspringt aus den Rückenmarkssegmenten L4-S3.

Die sympathischen Nervenfasern  stammen aus L5-S1, die parasympathischen aus S2-S4.

Der genaue Wirkmechanismus der Tibialistherapie ist noch nicht abschließend geklärt. Man kann von einer sog. "Neuromodulation " ausgehen. Das bedeutet, dass die Signalverarbeitung und -weiterleitung im Bereich der um die Austrittsstelle des Ischiasnerven liegenden Nervenfasern beeinflusst werden. Dadurch verändert sich, im positiven Sinne, das Füllungsempfinden für die Blase (Steigerung des Füllungsvolumens, Abnahme der Häufigkeit des Wasserlassens) und es kommt zur Verbesserung des Muskeltonus der Beckenboden- und Schließmuskulatur.

Bei Drangproblemen behandelt man zunächst über 3 Monate tgl. 15 Minuten, bei Belastungsinkontinenz und Muskelschwäche des Beckenbodens 20 Minuten tgl., ggf. ist eine Verlängerung der Verordnung möglich und sinnvoll.