Inkontinenz - was ist das?

Die Unfähigkeit den Urin über einen ausreichend langen Zeitraum  zu speichern und zu halten, bis dann ein geeigneter Ort zur Entleerung ausgesucht und die Entleerungsposition eingenommen werden konnte, bezeichnet man als Harninkontinenz. Entsprechendes gilt für die Stuhlhaltefähigkeit.

Man unterscheidet, vor allem für die Blase, zwei wesentliche Formen: die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. 

Unter Stressinkontinenz versteht man den nicht beherrschbaren Urinverlust bei körperlicher Belastung wie Heben von Lasten, Aerobic, Tennis und Bergab- gehen oder beim Husten, Niesen und Lachen. Dabei ist der Harnröhrenverschluss ungenügend. Die Theoorien, warum es dazu kommt, dass Urin bei Belastung nicht gehalten werden kann, sind vielfältig und zum Teil auch widersprüchlich.  Stressinkontinenz entsteht durch Zerstörung oder Elastizitätsverlust von Bindegewebe im Bereich der Harnröhre nach Geburten oder bei Östrogenmangel, sowie durch fehlende oder schwach trainierte Beckenbodenmuskulatur zur Unterstützung des Verschlussapparates des Harntraktes.

Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die wir anbieten können, z. B.

•Beckenbodentraining

•Biofeedback, Elektrostimulation als Hilfsmittel

•Pessare

•lokale Hormongabe

•selten Medikamente

Erst wenn diese Behandlungen nicht zur Besserung oder Heilung führen, können Inkontinenzoperationen erforderlich sein. Besserung und Heilung sind dabei sehr subjektive Begriffe und müssen individuell definiert werden.

Eine Dranginkontinenz liegt dann vor, wenn der Harndrang so stark ist, dass Urin abgeht, noch bevor die Toilette erreicht wird. Gründe sind chronische Blasen-, Harnröhren- und Schleimhautentzündungen, die zum Verlust einer schützenden Schleimhaut in der Blase mit Freilegung von erregbaren Nervenfasern führen. Diese können verursacht werden durch Hormonmangel, geringe Flüssigkeitsaufnahme, Bestrahlung, Schädigungen am zentralen Nervensystem, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus). Sehr oft auch durch hohen Restharn infolge von Harnabflussstörungen durch Harnröhrenenge, manchmal eine  Folge von Senkungen der Scheide oder der Gebärmutter oder durch Voroperationen. Diese Lageveränderungen können aber auch einen andauernden Reflex zum Wasserlassen auslösen. Häufiger Toilettengang zur Vermeidung einer vollen Blase bei Stressinkontinenz führt letztendlich zur Schrumpfung der Blase und unterstützt die Ausbildung eines Dranges. Bei Reizblasenbeschwerden klagen Frauen über häufigen, starken und oft schmerzhaften Harndrang und über häufige Blasenentleerungsstörungen bei nur kleinen Harnmengen. Oft ist die Harnröhrenregion druckempfindlich und chronisch gereizt.



Stuhlinkontinenz, die ebenfalls in Form von Drangproblemen oder aber der Unfähigkeit den Stuhl bei Belastung zu halten auftritt, hat ihren Ursprung oftmals in einer Schädigung des Schließmuskelapparates des Beckenbodens. Ursachen sind häufig Geburtsverletzungen, weshalb auch die weibliche Bevölkerung wesentlich öfter davon betroffen ist. Fisteln, wiederholte Operationen im Bereich von Hämorrhoiden oder Traumen sind weitere mögliche Ursachen. Nicht zuletzt können auch angeborene Fehlbildungen oder Schädigungen im Bereich der Nervenversorgung (angeboren oder erworben) hier auslösend sein.


Andere Formen der Inkontinenz, wie die Reflexinkontinenz nach neurologischen Traumen oder die sog. "extraurethrale" Inkontinenz, d. h. ein Urinverlust außerhalb des eigentlichen harnableitenden Systems zum Beispiel durch eine Fistel (ein Gang zwischen dem harnableitenden System und der "Außenwelt", der sonst nicht existiert) sind selten und bedürfen einer gezielten Behandlung. Im Falle der Fistel ist dies in den allermeisten Fällen eine Operation.