Soll eine Inkontinenz operativ saniert werden, muss sichergestellt sein, dass keine Absenkung des Blasenbodens zu einem Abknicken der Harnröhre im Bereich der Fixierungsstelle des die Harnröhre unterstützenden Bandes (TVT/TOT) oder der den Blasenhals anhebenden Fäden (Burch-OP/Cowan-OP) führen wird und so zu Problemen (Drangblase, Restharn, Infektionen) führt, die die gewonnene Sicherheit durch die Abdichtung zunichte machen würden. Die Band-OP-Techniken TVT bzw. TOT (obere Abbildung), die sich Ende der 90-er Jahre des vorigen Jahrhunderts etabliert haben, lösten seinerzeit die aufwendigere Kolposuspensionsoperation nach Burch-Cowan (untere Abbildung) und die Faszienzügelplastik nach Narik-Palmrich sowie andere (meist urologische) Operationen (Stamey-Perreira-Raz) ab.
Die operative Sanierung einer Senkung ist komplex und es gibt eine große Menge unterschiedlicher Strategien, Techniken, Materialien: vaginal, abdominal, kombiniert, laparoskopisch, mit Netzimplantation, ohne Netzimplantation,... . Es gibt nicht nur unteschiedliche Techniken, sondern auch unterschiedliche Materialien. Letztendlich muss das operative Konzept mit dem Befund und den Beschwerden zu einer Verbesserung des Zustandes führen, ansonsten sollte man die Finger von einer Operation lassen. Natürlich können im Rahmen von Operationen immer Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten. Umso wichtiger ist es, dass der Leidensdruck der Patientin eine solche Maßnahme rechtfertigt und sie das als Maßnahme wünscht. Eigentlich sollte die Operation aber nur dann erfolgen, wenn keine andere Option mehr in Frage kommt und durch konservative Maßnahmen das Gewebe (Scheidenhaut, Muskulatur) für den Eingriff gut vorbereitet ist. Zu einer (erfolgreichen) Operation gehört auch immer eine adäquate Risikoaufklärung und eine Nachsorge, deren Ziel ein Verhindern/Verzögern des Wiederauftretens der Senkung ist.
Senkungen und Inkontinenz sind sehr oft kombinierte Krankheitsbilder. Operationen in diesem Bereich beeinflussen (i. d. R. verbessern) das Gleichgewicht zwischen den Kräften, die die Scheide nach hinten ziehen/halten und jenen, die die Harnröhre stützen/verschließen. Da man nicht genau abschätzen kann. wie die erzeugten Narben und die veränderte Lage sich auf die (Wiederherstellung der) Kontinenz auswirken bzw. wie zum Beispiel verwendete Implantate einheilen und wie ausgeprägt die Narbenbildung nach jeglicher Form der OP sein wird, sollten oder können Senkungs- und Inkontinenzoperationen nur in äußerst seltenen Fällen gleichzeitig durchgeführt werden. Daher wird zuerst die Senkung behoben und die Abheilung für mindestens drei Monate abgewartet. Erst dann können wir die Verhältnisse endgültig beurteilen. Abhängig von den Beschwerden kann dann die Inkontinenz angegangen werden, wenn es erforderlich ist (etwa 30% der Fälle nach Senkungs-OP). Seien Sie also nach einer Senkungsoperation nicht enttäuscht, wenn Sie den Urin noch nicht sicher halten können, das weitere Vorgehen sollte im Vorfeld der Operation ja eigentlich mit Ihnen besprochen worden sein.
Dr. med. Armin Fischer
armin.fischer@klinikum-hef.de
Seit dem 1.11.2024 unterstütze ich mit meiner AGUB-III-Expertise das Klinikum Bad Hersfeld.
Für Terminanfragen wenden Sie sich bitte an das Sekretariat des Chefarzts Dr. Kai Fischer:
Tanja Rzeczewsky
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com